Mein erster Wolf

Ich interessiere mich schon lange für Wölfe und habe mit großem Interesse die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland verfolgt. Nach einem – wiederholten – Ansehen des Filmes „Wölfe in Deutschland“ stand für mich fest. Ich will den Lebensraum der deutschen Wölfe kennen lernen ! Der Ort Rietschen, mit seiner Wolfsscheune und dem Kontaktbüro schien mir der richtige Ausgangspunkt dafür zu sein. Schnell war ein Landgasthof gefunden. Doch leider – oder wie ich heute denke – zum Glück, war er belegt. Beim Googlen stieß ich dann auf eine  Ferienwohnung mit dem Namen „ Zur Wolfshöhle“. Das hörte sich vielversprechend an.

Während einem Telefongespräch mit dem Vermieter stellte sich heraus, dass dieser dort ein Jagdrevier besaß, in dem schon Wölfe gesehen wurden und sogar schon einmal ein Wolf gefangen und besendert wurde. Obwohl er mir wenig Hoffnung machte, einen Wolf zu Gesicht zu bekommen, war ich jetzt nicht mehr zu bremsen. Schnell buchte ich die Wohnung und fuhr im Juni und im August 2009 hin. Es kam so, wie es  nicht anders zu erwarten war. Insgesamt 2 Wochen war ich Frühmorgens, Abends und Nachts draußen, ohne einen Wolf zu sehen. Trotzdem war es schön und ich erlebte eine tolle Natur. An einem Samstag begleitete ich unseren Jäger  ins Revier. Zuvor holten wir noch einige Steigen Obst für das Rotwild ab. Beim Bestücken der Futterplätze, lernte ich dann auch noch einige Ansitze im seinem  Revier, der sogenannten " Hochkippe" besser kennen. Hier ergaben sich noch viele Möglichkeiten  zu stundenlangen Ansitzen – mit der Hoffnung auf einen Wolf . Ich entschied mich an diesem Tag für eine halbhohe Kanzel an einem Löschteich, mit Sicht auf große Freiflächen.  Herr Scharzbach meinte, dies sei eine gute Stelle für Rotwild. Als wir am späten Nachmittag zurück waren, tranken wir erst einmal Kaffee. Eigentlich hatte ich gar keine Lust an diesem Abend schon wieder draußen zu sitzen und dann doch nichts zu sehen. Ich hatte mich schon dazu entschlossen, lieber zu Grillen und einen gemütlichen Abend auf der Terrasse zu verbringen. Aber meine Frau drängte mich dazu doch rauszufahren, bevor ich mich über mein Nichtstun ärgern würde. Ich hatte immer noch einige Bedenken, auch weil der Weg dorthin ein sehr schlechter „Feldweg“, mit tiefen Sandlöchern ist. Bei einem schnellen Abendessen wurde mir dann auch klar, warum ich bisher mit den Wölfen kein Glück hatte. Ich hatte nämlich vergessen, meine Glücksunterhose anzuziehen. Ok, sie hat einige Löcher und die Farbe ist auch nicht mehr so ganz klar zu definieren, auch zwickt sie an einigen Stellen ein wenig, aber für ihre 25 Jahre, hat sie sich ganz gut gehalten. Um 18.00 Uhr machte ich mich dann auf den Weg und durch vorsichtiges Fahren, kam ich auch am angestrebten Ziel an.

Der Aufbau des Stativs gestaltete sich etwas schwierig, da es sich um einen kleinen Hochsitz mit einem Einstieg von unten handelte. Aber dann gelang es doch irgendwie. Kurze Zeit später erschien auch tatsächlich Rotwild und zog in der vollen Sonne über eine Freifläche. Dann geschah lange Zeit wenig. Erst um 20.30 Uhr trat ein weibliches Stück Rotwild zum äsen aus. In der Zwischenzeit war es schon ziemlich dämmerig. Ich kam bei ISO 800 auf Blende 4,5 bei 1/10 Sec. Um 20.51 Uhr stand plötzlich ein Wolf am Löschteich. Er musste aus der Kieferndickung gekommen sein und stand jetzt keine 40 Meter von mir entfernt am Rande des Teiches, um zu trinken. Schnell, aber vorsichtig, die Einstellungen kontrolliert, die Kamera auf dem Stativ geschwenkt , scharfgestellt  -   MIST! Ein Eckpfosten des Hochsitzes befand sich direkt zwischen der Kamera und dem Wolf. Zum Glück hatte ich die 400D mit dem 300er IS bestückt. Auch hier die ISO hochgedreht, Kamera Freihand ausgerichtet und vorsichtig ausgelöst.

Das Auslösegeräusch schien ihn aber gar nicht zu stören. Zumindest reagierte er nicht darauf. Nach wenigen Bildern entfernte er sich etwas von der Wasserstelle und ich konnte die 40D mit dem 500er auf dem Stativ verwenden.. Nach einigen Bildern in Bewegung blieb er stehen, und ich konnte Liveview einsetzen, um exakt scharfzustellen. Leider war es ziemlich dunkel und dementsprechend waren auch die Belichtungszeiten. Aber ich wollte wegen dem zu erwartenden Rauschen nicht auf ISO 1600 umstellen. Der Wolf war besendert und bewegte sich sehr behäbig. Bloß keine Bewegung zu viel. Nach wenigen Minuten verschwand er wieder in den Kiefern. Ich wartete noch einige Zeit, bis es dann ganz dunkel war, um abzubauen und die 15 Minuten bis zum Auto zu gehen. Dabei kam ich etwa 10 Meter an der Stelle vorbei, wo der Wolf in den Kiefern verschwunden war.

Obwohl ich wusste, dass mir von dem Wolf keine Gefahr drohte, war es doch ein sonderbares Gefühl und ich merkte, wie sich meine Schritte beschleunigten. Als ich bei der Ferienwohnung eintraf, begegnete ich Herrn Schwarzbach, der von einem erfolgreichen Ansitz in Wunscha, seinem zweiten Revier zurück kam. Wir waren beide etwas aufgekratzt, ich im besonderen, und mit etwas flüssiger Unterstützung saßen wir fröhlich plaudernd noch  bis nach 1.00 Uhr auf dem Freisitz.

Auch wenn die Qualität des Bildes nicht perfekt ist - ich habe einen freilebenden Wolf fotografiert!